Deutschland 2015
- Städtetrip Hamburg -
(verfasst von Lukas)
Sophie und ich sprachen einige Male über die Musicals in Hamburg und die Stadt an sich - wie toll es wäre dort mal hin zu fahren und sich so eine Vorstellung mal anzusehen. Den Worten folgten von ihrer Seite aus dann Weihnachten 2014 Taten, als sie mir einen Städtetrip schenkte.
Im Juni 2015 an einem Samstag ging es dann auch los. Wir nahmen einen günstigen Flixbus und es geschah bereits das erste "Unglück". Sophie hat ihre Brieftasche inkl. Kreditkarte vergessen ;) Es war bereits zu spät um zurück zu fahren und auch zu knapp damit sie sich irgendwie Geld schicken konnte. Ich hatte auch bei kompletter Ausreizung meines Kontos nicht genug gehabt.
Mit provisorischen Hotspot im Bus hatten wir unsere Paypalkonten angezweigt und gehofft, dass das Geld noch Anfang nächster Woche da wäre. Grob kalkuliert hätte das Geld großzügig gelangt für 3 Tage oder sparsam gereicht für 4 Tage. Der Trip ging - um es jetzt schon mal zu sagen - 4,5 Tage.
In Hamburg angekommen orientierten wir uns mit unsren Handys in der Stadt und machten uns nach einem kurzen Cityticketkauf auf den Weg zu unserem Hostel. Dieses lag nur knapp 15 Minuten mit der Ubahn von den Landungsbrücken (zentraler Ort für öffentliche Verkehrsmittel) entfernt. Das Hostel und die Zimmer waren schlicht aber schön eingerichtet. Wir hatten auch eine kleine Küche, welche wir jedoch nie nutzten.
An diesem ersten Tag nahmen wir uns vor, erst einmal Essen zu gehen. Vegetarische Restaurants waren wie auch andere sehenswerte Dinge bereits im Vorfeld recherchiert worden und wir gingen in ein relativ schickes Restaurant. Wir ließen es uns gut gehen und die Rechnung sagte dann 60 Euro zum Schluss. Man bedenke dass wir ja haushalten sollten mit dem Geld und 30 Euro für uns schon viel wären. Egal, Hirn ausschalten, Geld ausgeben. Das war wohl das Motto. Das übrigens sehr empfehlenswerte Restaurant heisst piccolo paradiso. Sehr freundlicher (und fast schon überschwenglich euphorischer) Service der einen gut berät und viele saisonale Gerichte von der Karte anpreist.
Nach einem ausgiebigen Essen und fortgeschrittener Zeit hatten wir uns noch einen kleinen Spaziergang und das Miniaturwunderland vorgenommen. Ich hatte nicht die riesengroßen Erwartungen was das betrifft, doch Sophies vorrecherche erwies sich als goldrichtig. Es ist ein Museum in welchem auf zwei (oder drei) Etagen eine extrem vielfältige und liebevoll aufgebaute Landschaft aufgebaut ist mit unzähligen Modelleisenbahnen, Flughäfen, Gebirgszügen, Küstengebieten usw. Definitiv einen Besuch wert wenn man in Hamburg zu Besuch ist! Danach ging es auch im gemächlichen Schritt zurück in Hostel damit wir früh ins Bett kamen.
Tag Zwei - Sonntag - begann nämlich sehr früh für einen Urlaub. Wir wollten auf den Fischmarkt. Trotz leichter Trödelei waren wir kurz nach 8 Uhr auf dem Markt. Es war laut, ruppig, voll, abwechslungsreich und unterhaltsam. Wirklich alles wurde an den Mann (oder die Frau - gendergender) gebracht. Um es mit den Worten eines Fischhändlers zu beschreiben: "Mein Chef hat meine Ehe mit der vielen aufgehalsten Arbeit zerstört - jetzt zerstöre ich sein Geschäft mit diesen unverschämt günstigen Preisen". Wir hatten bissl gegessen, uns an die Elbe gesetzt. Den Leuten zugesehen und uns auch teilweise gewundert wie günstig hier doch die Lebensmittel gehandelt werden. Wir nahmen uns vor, dass wir in der Stadt, in welcher wir einmal leben werden, dann auch öfter den lokalen Wochenmarkt besuchen - wenn ich das hier nicht aufschreiben hätten wir es eh wieder vergessen :-)
Gegen Mittag ging es zur FreeWalking Tour. Das Konzept hat sich nicht nur über die Hauptstädte verteilt sondern erreicht mittlerweile auch schon größere Metropolen. Wir probierten es aus und hatten wieder Sandemann gebucht (Vorreiter von FreeTouren). Unser Guide war Jörg und wir bekamen zum ersten Mal eine deutsche FreeTour. Es war seine bisher dritte Tour und auch bisher die erst dritte in Hamburg insgesamt für das Unternehmen. Er brachte uns die Stadt in einer 3-Stündigen Tour gut Nahe mit Witz und Charme. Zum Schluss war ich mit zwei anderen Teilnehmern noch in ein Schauspiel integriert worden - war lustig und die anderen hatten etwas zum lachen.
Eine Tour war nicht genug also hatten wir eine weitere am frühen Nachmittag gebucht. Das Unternehmen "Free Walking Tour Hamburg" machte auf uns einen lokaleren Eindruck. Der Guide hieß Cristoph und war ein sehr lockerer Student, welcher mit uns durch St. Pauli und ein paar andere Ecken Hamburgs lief. Nach der Tour verschlug es unsere hungrigen Mägen ins "be fried". Viel punkiges, linkes, alternatives, hundefreundliches Publikum und ein doch größerer Laden (im hinteren Bereich) als es beim engen Eingang den Anschein machte. Es dauerte ein wenig bis das Essen kam. Es war viel mit Vollkorn, leicht fettig und für mich ein wenig zu trocken. Sophie hatte etwas gutes erwischt. Leider weiß ich nicht mehr genau was wir hatten aber der Laden kann mal besucht werden. Wir fühlten uns dort recht wohl - mitten im Kiez :)
Unser Zeitplan lag uns jedoch sehr stark im Rücken. Wir mussten den Heimweg antreten (ca. 25 Minuten), dort hatten wir dann weniger als 20 Minuten Zeit zum fertig machen und dann wieder zurück in die Stadt - Das Musical wartete! Last-Minute-Style hatten wir die S-Bahn und die letzte Fähre bekommen ca. 1 Minute vor Abfahrt -> Klassiker! :-) Erst einmal auf den Plätzen sitzend sahen wir uns dann König der Löwen an. Es war wirklich schön und es ist zu Recht ein seit Jahren statt findendes Musikal. Lediglich die Schauspieler und deren sprachliche Leistung fanden wir nicht sonderlich gut - es war oftmals nicht verständlich und klar ausgesprochen...
Den späten Abend wollten wir noch mit ein paar Bildern ausklinken lassen. Der Plan war es, mit den Fähre zur Haltestelle Neumühlen zu fahren (mit einem kleinen Strand) und dort den Hafen verlassende Fähren zu fotografieren. Leider fanden wir keine passende Stelle, irrten ewig in der Stadt herum so dass wir so gut wie alle S-Bahnen verpasst haben. Sophie und ich waren schon ziemlich genervt - also sehr! ^^ Wir hatten dann jedoch nach langer Wanderschaft doch noch eine S-Bahn bekommen und fuhren dann doch noch glücklich zum Hostel.
Neuer Tag neues Glück. Montag probierten wir den kleinen Frühstücksladen bei uns aus. Dieser war direkt unter unserem Hostel (ArenaHostel - wen es interessiert). Es hatte schon fast Kioskcharakter - so wie die Kioskinterviews bei Stefan Raab. Die Damen hinter dem Tresen waren sehr freundlich und flink. Zahlreiche Leute - und überwiegend Bauarbeiter - kehrten ein und verweilten auch teilweise. Man konnte sich jedes Brötchen selbst zusammen stellen, Rührei und Gebäck gab es auch und das alles zu einem sehr günstigen Preis. Studentenstyle!
Der Plan für heute war es die fehlenden Fotos von Gestern nachzuholen. Wir gingen zum alten Elbtunnel und fingen bereits dort mit einigen Aufnahmen an. Die merkwürdigen, rhytmisch wieder kehrenden Klänge im Tunnel wollten wir dann googeln, taten wir aber nicht - und auch jetzt habe ich nicht so Lust darauf. Ein Mysterium das bestehen bleibt^^. Es ging wieder mit Fähre 62 zur Station Neumühlen. Im Übrigen: Wir waren total begeistert dass Fähren auch als öffentliche Verkehrsmittel gelten. Für die Stadtbevölkerung ist das evtl. nichts Neues doch für uns war das ein tolles Erlebnis. Mit einer Tageskarte kan man auch den ganzen Tag hin und her schippern - was für eine grandiose Erkenntnis. Jedenfalls, angekommen bei Neumühlen bzw. eine Station weiter stiegen wir aus und kletterten in irgend einem abgesperrten Gebiet über eine Mauer. Von jenen Platz am Wasser hatten wir bzw. Sophie tolle Bilder schießen können von riesigen ablegenden und ankommenden Schiffen.
Den Nachmittag verbrachten wir nach Ubahn, Spazieren und Fährenfahren bei Planten un Blomen. Quasi ein kleiner Parkt mit angenehmen Flair und einem sehr großen Kinderspielplatz und vielen Hundewiesen. Ach haben es die beiden Randgruppen gut! Ich hob noch mein letztes Geld ab und wir gingen ins Vapiano - immer wieder gut. Leider hatte das andere Restaurant zu, in welches wir gehen wollten. Ein wenig wurde meine Stimmung durch meinen Mieter getrübt und ich bin wohl ein wenig aus meiner Haut gefahren. Sophie war geschockt :-) Das ganze legte sich jedoch wieder bei einem Spaziergang um die Alster mit einem üppigen Eis (natürlich auch vorher recherchiert wo es das beste gibt - und natürlich auch wieder vergessen wie es heißt). Nebenher machten wir uns schon mal ein paar Notizen wo es günstige Boote gibt zum paddeln. Was uns auc sehr überrascht hat war, wie fit doch Hamburg ist. Viele Jogger kamen uns beim spazieren entgegen, es gab Fitnessparks und auch eine Art Trackingstation für Leute die ein paar Runden um die Alster laufen. Die Stadt tut also einiges für ihre sportliche Bevölkerung - finden wir gut!
HafenCity stand noch auf dem Plan, jedoch war es dann schon zu kalt und wir fuhren wieder ins Hostel. Kurzer Kassensturz. Wir hatten für den kommenden Tag noch 3 Euro, 4 Duplo, 2 alte Äpfel, 1 angebissenes Käsebrot, 1 Muffin und 40 gramm Proteinpulver :-) Wir hatten uns also für drei Tage üppig leben entschieden statt vier Tage sparsam. Also hofften wir, dass ich mein Geld am nächsten Tag auf dem Konto habe und wir schliefen nach 20 Minuten Jurrasic Park, gestreamed auf dem Laptop, ein.
Am nächsten Morgen (Dienstag) ging die erste Aktion an den Laptop, Konto checken. Es war 9 Uhr und es war .... nichts drauf :( Wir konnten uns also unseren Tag abschreiben dachten wir. Also ließen wir es einfach gemütlich angehen. Fertig machen, einen biss in das bereits angebissene Käsebrot und kurz vor dem heraus gehen nochmal das Konto checken. 11 Uhr - Geld war drauf :)
Wie zwei Lottogewinner fuhren wir in die Innenstadt und wollten schön frühstücken gehen. Eine nervige Frau überredete uns (oder eher Sophie) zu einer Umfrage. Wir führen in einem 1qm Fahrstuhl in ihr nahe gelegenes Büro und ich musste die Umfrage mit machen - ich war sichtlich genervt. Aber Sophie durfte sich danach etwas aus dem Firmen-Süßigkeitenschrank aussuchen. Das Frühstück in Lokal xy (Ich hab dei dem Städtetrip echt wenig Lokalitäten notiert^^) war sehr lecker (Sophies prämisse) und sättigend (Meine Prämisse).
Wir fuhren zur Alster und paddelten zwei Stunden herum. Es war leicht anstrengend (für mich das erste Mal) doch es machte sehr viel Spass! Nicht weniger anstrengend war dann der rituell stattfindende Shopping Tag zu Ehren von Frau Braunstein, welcher bei einer Reise nie fehlen darf. Ich nahm meinen Job als Packesel mit bravur an und wir schlenderten durch das Einkaufszentrum (Europassage). Gegessen haben wir im "Laufauf" - dies war eher spontan, erwies sich jedoch als ein Glücksgriff. Ein netter und humorvoller Kellner brachte uns gut schmeckende Aufläufe. "Humorvoll" deswegen, weil er Sophie wegen einer umgekippten Cola ein wenig auf den Arm genommen hat - naja, als er den Witz aber zum dritten Mal versuchte war es dann auch genug. Trotzdem ein gutes Lokal.
Als Abendprogramm fuhren wir noch zum Schanzenviertel und dort angekommen ärgerten wir uns, dass wir nicht mehr Zeit eingeplant haben. Die Hipster-Hochburg hat wirklich viel zu bieten und wir hätten dort locker einen (halben) Tag verbringen können. Ein sehr lockerer Lifestyle, viele interessante Läden, Lokale und junge Menschen. Hier boomt wohl auch das vegan-vegetarische wie es anhand vieler Restaurants den anschein hatte. Mit zwei Alsterwasser bewaffnet wurden wir ein drittes Mal zu den Neumühlen. Diesmal blieben wir jedoch dort am Strand (siehe Bild ganz oben) und wir genossen den Sonnenuntergang, während große Schiffe (auch zufälligerweise eine AIDA) an uns vorbei fuhren.
Müde fuhren wir danach heim, schliefen direkt ein und besuchten tags drauf noch ein Mal den kleinen Frühstücksladen bei uns.
Als Fazit hatten wir uns aus den knapp vier Tagen heraus genommen, dass es eine Stadt ist, in der wir gerne leben würden wenn nicht die weite Entfernung zur Pfalz oder Bayern wäre. Der Lifestyle direkt am Wasser, die kinderfreundliche, offene und trendige Stadt und die abwechslungsreichen Stadtviertel sind Dinge, die uns sogar noch einen Tick besser gefallen haben als Berlin als innovative Stadt. Falls wir Mal wieder hier her kommen sollten, so werden wir der Schanze eine zweite Chance geben (höhö) und mehr Zeit einplanen. Evtl. ist dies ja ein Mal ein Startpunkt einer Kreuzfahrt (das möchte Sophie mal machen). Mal sehen